Die philippinische Folklore ist ein Schatz an Geschichten, Legenden und Mythen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie spiegeln die Kultur, Geschichte und Werte eines Volkes wider und bieten uns einen faszinierenden Einblick in die Weltvorstellung unserer Vorfahren. Eines dieser Juwelen der philippinischen Folklore ist “Warum die Welt sich dreht”, eine Geschichte, die uns auf eine fantasievolle Reise durch die Schöpfungsgeschichte des Archipels mitnimmt.
Die Entstehung der Erde und der Himmel
Die Geschichte beginnt im Chaos, bevor die Welt entstand. Es gab nichts als Dunkelheit und Leere. Dann erwacht Bathala, der allmächtige Schöpfergott, aus seinem Schlaf und beschließt, die Welt zu erschaffen. Er formt aus dem Nichts Erde und Himmel, trennt Licht von Finsternis und bevölkert die Welt mit Pflanzen und Tieren. Doch Bathala ist allein in seiner Schöpfung.
Er sehnt sich nach Gesellschaft und beschließt, den Menschen zu erschaffen. Aus Lehm modelliert er die ersten Menschen: einen Mann und eine Frau. Bathala verleiht ihnen Leben, Intelligenz und die Fähigkeit zur Sprache. Er weist ihnen den Garten Eden zu, wo sie in Harmonie mit der Natur leben sollen.
Die Unzufriedenheit des Mannes
Der Mann, der “Mula sa Langit” genannt wird, weil er vom Himmel herabgestiegen ist, ist jedoch unzufrieden. Er möchte mehr sehen als den Garten Eden. Er sehnt sich nach Abenteuer und nach dem Wissen darüber, was über den Horizont hinaus liegt. Er bittet Bathala, die Welt zu drehen, damit er den Rest der Schöpfung erblicken kann.
Bathala ist zunächst zögerlich, denn er befürchtet, dass der Mensch durch dieses Wissen arrogant werden könnte. Doch Mula sa Langit insistet und verspricht, mit dem neuen Wissen verantwortungsvoll umzugehen. Schließlich gibt Bathala nach und dreht die Welt, damit Mula sa Langit einen Blick auf die weite Landschaft werfen kann.
Die Folgen der Drehung
Doch die Welt zu drehen hat unerwartete Konsequenzen. Die Sonne scheint nun nicht mehr nur tagsüber, sondern auch nachts. Dies verwirrt die Tiere und Pflanzen und stört den natürlichen Rhythmus des Lebens. Die Menschen beginnen unter dem ständigen Sonnenschein zu leiden.
Mula sa Langit erkennt seinen Fehler. Er hat sich in seiner Neugierde über den Wert der Stabilität hinweggesetzt. In einem Akt der Reue bittet er Bathala, die Welt wieder auf ihre ursprüngliche Position zu drehen.
Die Lektion der Geschichte
Bathala dreht die Welt zurück, doch er lässt die Sonne weiter ihren Weg über den Himmel ziehen. Er erklärt Mula sa Langit, dass es wichtig ist, mit dem Wissen, das man erlangt, verantwortungsvoll umzugehen und immer an die Folgen des Handelns zu denken. Die Geschichte von “Warum die Welt sich dreht” ist eine wertvolle Lektion über Demut, Dankbarkeit und die Wichtigkeit der Balance im Leben.
Der symbolische Gehalt der Geschichte
Symbol | Bedeutung |
---|---|
Bathala | Der allmächtige Schöpfergott, der für Weisheit und Gerechtigkeit steht. |
Mula sa Langit | Der Mensch, der durch seine Neugier und seinen Wunsch nach Wissen in Konflikt mit den göttlichen Gesetzen gerät. |
Die Welt, die sich dreht | Ein Symbol für die ständigen Veränderungen im Leben und die Notwendigkeit, sich anzupassen. |
Die Drehung der Welt kann auch als Metapher für die Herausforderungen gesehen werden, denen sich Menschen in ihrem Leben stellen müssen.
Die Geschichte lehrt uns, dass es wichtig ist, einen bescheidenen Geist zu bewahren und die Folgen unseres Handelns zu bedenken. Sie zeigt uns auch, dass Fehler gemacht werden können und dass es immer möglich ist, aus ihnen zu lernen und Buße zu tun. “Warum die Welt sich dreht” ist mehr als nur eine einfache Geschichte. Es ist ein tiefgründiges Werk, das uns dazu auffordert, über unsere Rolle in der Welt nachzudenken und die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen.